Behandlungsarten und Therapie bei Hodenkrebs

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Besteht nun der Verdacht auf Hodenkrebs, wird die nächste Entscheidung getroffen, und zwar die richtige Therapie – der richtige Behandlungsweg. Verdacht auf Hodenkrebs deshalb, weil die endgültige Diagnose und Zuordnung erst nach dem Histologischen Ergebnis ( Auswertung der feingeweblichen Untersuchung des entfernten Hodens unter dem Mikroskop ) erstellt werden kann.

Erhöhte Werte von Tumormarkern alleine, sind für die Diagnose und Spezifikation der genauen Tumorart nicht aussagekräftig.

Die Wahl der weiteren vorgehensweise und der richtigen Behandlung ist nun von mehreren Faktoren abhängig. Hier stehen nun verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung, die je nach Art des Tumorgewebes und der Ausbreitung der Erkrankung eingesetzt werden.

Zunächst wird fast immer die Orchidektomie durchgeführt und der befallene Hoden über einen Schnitt in der Leiste entfernt. Des weiteren können auch zusätzliche Operationen notwendig werden, um Lymphknoten im Bauchraum oder Metastasen in einzelnen Körperorganen zu entfernen.

Bei einer Behandlung durch Bestrahlung können ebenso wie durch eine Operation kleinere Absiedlungen von Hodenkrebs in den Lymphknoten des Bauchraumes behandelt werden. Eine Behandlung mit einer Chemotherapie wird bei Hodenkrebs in der Regel dann eingesetzt, wenn sich die Erkrankung im Körper eines Menschen ausgebreitet hat. Oft ist eine Kombination von Operation, Bestrahlung und/oder Chemotherapie notwendig.

Da die richtige Auswahl der verschiedenen Behandlungsmethoden kompliziert ist, muss dies von einem Arzt durchgeführt werden, der über Erfahrung in der Behandlung von Hodenkrebs verfügt. Nur dann werden die besten Heilungserfolge erzielt. Die folgenden Zeilen sollen deshalb nur eine Orientierung über die speziellen Behandlungsmöglichkeiten geben und ersetzen keine ärztliche Beratung!

Behandlung und Therapiearten bei einem Seminom

Lassen sich beim Seminom nach Orchidektomie keine Metastasen nachweisen, oder liegen nur kleine Metastasen in den Lymphknoten des Bauchraumes vor, wird eine Bestrahlung der Lymphknoten des Bauchraumes durchgeführt. Die Bestrahlung wird in der Regel ambulant durchgeführt und gut vertragen.

Für diese frühen Tumorstadien des Seminoms existieren zwar weitere Behandlungsmöglichkeiten. Da diese aber noch relativ neu und in ihrem Stellenwert noch nicht so sicher sind, sollten andere Behandlungen nur durch spezialisierte Ärzte und im Rahmen klinischer Studien durchgeführt werden.

Sind größere Lymphknotenmetastasen vorhanden, oder ist die Erkrankung in Körperorgane wie Lunge, Leber oder knöchernes Skelett vorgedrungen, muss in jedem Fall und möglichst rasch eine Chemotherapie begonnen werden.
Die Chemotherapie erfolgt zumeist stationär. Die Nebenwirkungen sind je nach Ausmaß und Dauer der Chemotherapie unterschiedlich.

Behandlung und Therapiearten bei einem Nicht-Seminom

Beim Nichtseminom erfolgt nach Orchidektomie entweder eine operative Entfernung der Lymphknoten des Bauchraumes, es wird eine begrenzte Chemotherapie durchgeführt, oder eine Operation wird mit einer begrenzten Chemotherapie kombiniert. Nur bei den sehr frühen Tumorstadien kann in Ausnahmefällen die Orchidektomie als alleinige Behandlung ausreichen.
Sind größere Lymphknotenmetastasen vorhanden, oder ist die Erkrankung in Körperorgane wie Lunge, Leber oder knöchernes Skelett vorgedrungen, muss in jedem Fall und möglichst rasch eine Chemotherapie durchgeführt werden.

Diese Chemotherapie ist dann intensiver und wird über eine längere Zeit durchgeführt als dies bei den früheren Tumorstadien der Erkrankung der Fall ist. Oft wird nach einer solchen intensiveren Chemotherapie noch eine operative Entfernung von Tumorresten angeschlossen. Dies ist besonders häufig dann der Fall, wenn im Ausgangsgewebe reifes Teratom gefunden wurde.
Die Behandlung von Nichtseminomen erfolgt überwiegend stationär. Die Nebenwirkungen sind je nach Ausmaß und Dauer der Behandlung unterschiedlich.

Mit welchen Nebenwirkungen muss ich bei der Behandlung rechnen?

Alle Behandlungsmethoden in der Medizin können unerwünschte Wirkungen haben. Dies ist selbstverständlich auch bei der Behandlung von Hodenkrebs der Fall.

Die Entfernung eines einzelnen Hodens hat keinen Einfluss auf die Potenz eines Mannes. Der Wunsch nach Sexualität, die Erektion, das sexuelle Erleben, die Spermienproduktion, die Ejakulation, und die Fertilität, also die Fähigkeit Kinder zu zeugen, bleiben durch die einseitige Orchidektomie unbeeinflusst. Aus kosmetischen Gründen kann eine Hodenprothese eingesetzt werden, die exakt wie ein gesunder Hoden aussieht und sich wie ein gesunder Hoden anfühlt.

Eine Entfernung der Lymphknoten im Bauchraum hat zwar auf die Potenz und das sexuelle Erleben ebenfalls keinen Einfluss, die Ejakulation kann jedoch bei einzelnen Menschen verloren gehen und somit auch die Fähigkeit Kinder zu zeugen. Spezielle Nervenschonende Operationstechniken können dieses Risiko auf ein Minimum reduzieren. In Einzelfällen kann versucht werden, Spermien zu gewinnen und “zur Sicherheit” für eine spätere künstliche Befruchtung zu konservieren.

Eine Strahlenbehandlung hat in der Regel wenig Nebenwirkungen. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall können auftreten, sind aber durch entsprechende Medikamente einfach zu beherrschen. Während einer Strahlentherapie kann die Leistungsfähigkeit eines Menschen eingeschränkt sein. Die Spermienproduktion und somit die Fähigkeit Kinder zu zeugen, kann durch eine Bestrahlung ebenfalls vorübergehend beeinträchtigt sein. In der Regel erholt sich die Spermienproduktion jedoch rasch. Ein dauerhafte Schädigung oder gar ein Versiegen der Spermienproduktion ist selten.

Die Nebenwirkungen der Chemotherapie hängen von der Auswahl der Medikamente und der Dauer der Therapie ab. Übelkeit und Erbrechen können auftreten, sind aber durch entsprechende Medikamente einfach zu beherrschen. Für die Dauer der Behandlung und für einige Wochen danach fallen die Kopfhaare komplett aus – die Haare wachsen jedoch nach Abschluss der Behandlung praktisch immer nach. Die Leistungsfähigkeit ist für die Dauer der Behandlung ebenfalls eingeschränkt.

Eine Chemotherapie kann die Bildung von Blutzellen im Knochenmark vermindern. Vor allem niedrige weiße Blutkörperchen führen zu einer Anfälligkeit für Infektionen. Tritt Fieber auf müssen deshalb sofort stark wirksame Antibiotika gegeben werden. Niedrige Blutplättchen können zu einer beeinträchtigten Blutstillung bei Verletzungen führen. Übertragung von Blut oder Blutplättchen sind jedoch nur in Ausnahmefällen notwendig.

Andere Nebenwirkungen wie eine Verschlechterung des Hörvermögens, Gefühlsstörungen in Händen und Füssen, Geschmacksstörungen, Haut Veränderungen sowie eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion können in unterschiedlicher Häufigkeit auftreten.

Auch eine Chemotherapie kann die Spermienproduktion beeinträchtigen, und somit die Fähigkeit Kinder zu zeugen. Nach der Chemotherapie erholt sich die Spermienproduktion in der Regel rasch. Ein dauerhafte Schädigung oder gar ein Versiegen der Spermienproduktion ist selten.

Ernsthafte oder gar lebensbedrohliche Nebenwirkungen sind jedoch sehr selten. Ihr behandelnder Arzt wird mit Ihnen über alle diese Nebenwirkungen genau sprechen. Bedenken oder Angst vor Nebenwirkungen brauchen heutzutage niemanden von einer lebensrettenden Behandlung abschrecken.

Und wenn die Behandlung zu Ende ist?

Die meisten Menschen mit Hodenkrebs führen nach Beendigung der Behandlung ein ganz “normales” Leben wie zuvor auch. Die Zeugungsfähigkeit ist durch die Behandlung bei den meisten Menschen allenfalls vorübergehend eingeschränkt.

Hodenkrebs ist nicht erblich und nicht ansteckend! Um jedoch Missbildungen bei der Zeugung von Kindern möglichst sicher auszuschließen, sollte während der Behandlung und in den ersten Monaten danach Schwangerschaftsverhütung betrieben werden. Rückfälle nach erfolgreicher Behandlung sind selten, können aber vor allem in den ersten Jahren nach Behandlungsende auftreten. Auch bei Rückfällen von Hodenkrebs kann die Erkrankung noch geheilt werden.

Deshalb sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen durch einen erfahrenen Arzt auch nach erfolgreich abgeschlossener Behandlung unbedingt notwendig – denn je früher ein Rückfall erkannt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten!

Quelle: Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Hodentumoren